Materialität als Haltung: Die Ästhetik des Unperfekten
Die dreidimensionale Qualität ihrer Werke spielt mit Licht und Schatten. Je nach Tageszeit und Perspektive entfalten sie eine eigene Dynamik – sie verändern sich mit dem Raum. Diese Lebendigkeit macht sie zu idealen Elementen für Innenarchitektur, die Emotionalität zulassen möchte. Die Arbeiten sind Statements, jedoch ohne sich aufzudrängen. Sie schaffen Zonen der Ruhe, der Reflexion – und schenken selbst minimalistischen Umgebungen eine sinnliche Tiefe. In einer Zeit, in der sich viele Räume in uniformer Glätte verlieren, sind Callens Werke ein bewusster Gegenentwurf: eine visuelle und materielle Einladung zum Innehalten. Sie erinnern daran, dass Ästhetik nicht Perfektion bedeutet – sondern Charakter, Präsenz und die Würde der Spur.
Vom Wald ins Werk: Persönliche Prägung als künstlerisches Fundament
Rhea Callens Zugang zur Kunst ist zutiefst biografisch. Ihr Großvater, selbst Maler, eröffnete ihr früh den Blick für Farben und Formen. Doch statt Museen waren es Wälder und Lichtungen, die sie gemeinsam durchstreiften – Orte, in denen das Werden und Vergehen sichtbar sind. Als er später erblindete, war es Rhea, die ihm die Welt erklärte. Diese Umkehrung prägte ihr Verhältnis zur Wahrnehmung. Ihre ersten Werke – zarte Aquarelle – entstanden in dieser Zeit. Doch je mehr sie künstlerisch reifte, desto stärker wurde der Drang nach Ausdruck und lauter, abstrakter Malerei. Sie begann mit Eisenoxid zur Entstehung von Rost zu arbeiten – Materialien, die bereits eine Geschichte in sich tragen.
Haptik statt Pinselstrich: Kunst als räumliche Erfahrung
Ihr künstlerischer Prozess beginnt meist im Morgengrauen – in völliger Stille. Nicht der Pinsel steht im Mittelpunkt, sondern das direkte Spüren der Oberfläche. Mit Spachteln, Lappen und Schwämen entstehen Oberflächen, die sich dem Betrachter nicht nur visuell, sondern körperlich mitteilen. Diese Werke hängen zwar an Wänden – sie sind jedoch keine flachen Bilder, sondern Skulpturen im Raum. Sie verlangen Aufmerksamkeit, fordern zur Annäherung auf. Ihre Wirkung entfaltet sich nicht nur über Farbe, sondern über Struktur, Schatten und Präsenz. So werden sie zu einem Teil der Raumarchitektur – sie verändern Atmosphäre und Raumgefühl. Dabei stecken hinter allen Werken bedeutsame Geschichten. Etwa jene von verlassenen Häusern und Gebieten. “Ich liebe Rost”, sagt die Künstlerin. Während das Material für viele ein Zeichen von Verfall ist, assoziiert Rhea Callen damit Schönheit und Ästhetik.
Kunst für Räume mit Tiefe
Callens Arbeiten sind wie Fundstücke einer vergessenen Welt – melancholisch und kraftvoll zugleich. Wer Räume gestalten will, die mehr sind als Kulissen, findet in ihrer Kunst eine besondere Sprache. Ihre Werke laden zur Auseinandersetzung ein, ohne laut zu sein. Sie schenken Innenräumen Charakter, Geschichte und Tiefe. Dabei wirken sie sowohl in reduzierten, modernen Settings als auch in traditionellen, haptisch geprägten Umgebungen. Gerade dieser Spannungsbogen macht sie für Innenarchitekten und Planer so wertvoll.